Treffen ohne zu Zielen?
Diese Art zu Schießen ist die ursprünglichste und entspricht der Technik, die die allerersten Bogenschützen bereits verwendeten und die nahezu unverändert bis ins ausgehende Mittelalter verwendet wurde. Ich persönlich finde den leider weit verbreiteten Begriff des „Instinktiv“schießens komplett falsch. Ein Instinkt ist ein angeborenes Verhalten oder eine Reaktion auf Reize. Für das Bogenschießen haben wir Menschen keine angeborenen Instinkte. Alles, was das Bogenschießen angeht, ist erlernt.
Der Intuitivschütze benötigt allerdings keinerlei technische Hilfsmittel, um zu schießen. Daher kann grundsätzlich auch mit jeder Bogenart Intuitiv geschossen werden, denn es ist unerheblich, ob es sich um einen steinzeitlichen Flachbogen, einen skythischen Reiterbogen, einen English Warbow, einen modernen Recurve oder gar einen Compoundbogen handelt.
Entscheidend für die Zuordnung ist die Tatsache, dass keinerlei Zielhilfen technischer Art oder durch Sehnenabgriff (Stringwalking) oder Lösehilfen (Release) verwendet werden.
Das Intuitivschießen erfolgt in ähnlicher Weise wie wir lernen, einen Stein zu werfen. Es ist eine Try–and-Error Methode, bei der das Gehirn allmählich ein Gefühl dafür bekommt, wie der Bogen auszurichten ist, damit ein Ziel in einer bestimmten Entfernung getroffen wird. Wichtig für des Erlernen des Intuitivschießens ist ein gutes räumliches Sehvermögen und ein Gefühl für Entfernungen. Der bei gespanntem Bogen ins Sichtfeld ragende Pfeil wird nach einigem Training unbewußt gedanklich ins Ziel verlängert und die zur Entfernung passende Flugbahn automatisch berechnet.
Die Lernphase, die bis zur Erreichung einer guten Treffergenauigkeit benötigt wird, ist im allgemeinen deutlich länger als unter Verwendung von Zielhilfsmitteln, da die Treffsicherheit nahezu ausschließlich von einer unbewusst ablaufenden, automatisierten Auge-Hand-Koordination abhängt, die über häufige Schußwiederholung antrainiert werden muss.